Oregano in der Vogelzucht

Oregano ist schon sehr lange als Heilpflanze bekannt, und hat auch den Einzug in die Vogelstube gefunden.


Etwas Historie ?

Machen Sie mit mir einen kleinen Ausflug in die Mythologie und Volksheilkunde aus alter Zeit:
  • Unter dem von Dioskurides angeführten Feld-Origanum ist wohl das in Griechenland und im Orient häufige, meist weißblühende Origanum viride zu verstehen. Dioskurides schreibt von der Pflanze nur, daß Blätter und Blüten, mit Wein getrunken, gegen den Biß wilder Tiere helfen.
  • Aristoteles erzählt, daß die Schildkröten, nachdem sie eine Schlange verschlungen haben, um nicht zu sterben, Oreganum fräßen.
  • Scribonius Largo benutzte Oreganum als Brechmittel. In den alten deutschen Kräuterbüchern wird Origanum vulgare behandelt.
  • Nach Ansicht von Hildegard von Bingen genügt es, Oregano zu essen oder es zu berühren, um sich die Lepra zuzuziehen, dagegen sei die Pflanze ein sicheres Mittel für die Menschen, welche schon leprakrank wären.
  • Konrad v. Megenberg empfiehlt Oregano mit Schwefel gemischt als ein gutes Mittel, um Ameisen zu vertreiben.
Allgemein wurde das Heilmittel Oregano in der Volksheilkunde als Mittel beim Menschen verwendet bei:
  • mangelhafte Verdauung
  • Verstopfung
  • Nieren- und Leberleiden
  • Gelbsucht
  • Unterleibskrämpfe der Frauen
  • Kopfschmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Halsentzündungen
  • Rheumatismus
  • Husten

Wie Knoblauch und Stinknessel (Stachys silvaticus) diente der Oregano als Berufs- und Beschreikraut, um vor bösem Zauber und Krankheiten zu schützen. Über die Verwendung als zauberabwehrendes Mittel im deutschen Volke berichtet Marzell. Der Oregano ist wahrscheinlich wegen des stark aromatischen Geruches eine uralte „antidämonische“ Pflanze.

Speziell im deutschen Volksaberglauben erscheint der Oregano besonders in Verbindung mit Dorant, Hertheu (Johanniskraut), weißer Heide, Baldrian, Dill und Schwarzkümmel als eines der Mittel, um Hexen fern zu halten. Zahlreiche Sagen erzählen, wie der Böse (Teufel, Hexe) vor dem Oregano fliehen mußte. Häufig wird eine Wöchnerin genannt, die der Oregano vor dem Unheil schützte.
Als Pflanze des Gegenzaubers ist der Oregano häufig auch ein Bestandteil des Kräuterbündels. Besonders ist der Oregano als ein Mittel gegen die Milchverhexung beschrieben. Im Stall oder im Haus aufgehängt, verwehrt der Oregano den Hexen den Eintritt.

Aber widmen wir uns nun dem Oregano als solches wieder zu …

Botanischer Name: Origanum vulgare
Volkstümlicher Name / Synonym:
  • Wilder Majoran
  • Gemeiner Dost
  • Dosten
  • Wilder Balsam
  • Bergminze
  • Blauer Dunst
  • Orant
  • Heidegünsel
Pflanzenfamilie:
  • Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
  • Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
  • Unterfamilie: Nepetoideae
  • Gattung: Dost (Origanum)
  • Art: Oregano (Origanum vulgare L.)
Beschreibung: Beim Oregano handelt es sich um eine mehrjährige krautige Pflanze, die ca. 20 bis 70 cm groß wird. Charakteristisch ist ihr ausgeprägter herb aromatischer Duft und Geschmack. Aus einem oft etwas holzigen „Wurzelstock“ treibt der aufrecht wachsende, vierkantige und von Grund an gabelig verzweigte Stängel. Dieser weist eine leichte Behaarung auf. Die gegenständig angeordneten, kurz gestielten Laubblätter sind oval, laufen meist spitzig aus und haben eine Länge von 15 bis 45 mm. An der Blattunterseite kann man eine drüsige Punktierung feststellen. Der Blattrand kann schwach gezähnt oder auch glatt ausgestaltet sein. Einige Exemplare bilden an den Blatträndern auch eine feine Behaarung aus. Im Bereich des Blütenstands verfärben sich die ansonsten dunkelgrünen Blätter meist leicht ins rötliche.
In endständigen oder seitenständigen Teilblüten-ständen entwickeln sich zwischen Juli und September viele Blüten. Die zwittrigen, zygomorphen Blüten sind rosa-violett, selten auch weißlich. Die Kelchblätter sind verwachsen, etwa 3 mm lang und werden von der Kronröhre überragt. Die Kelchzähne und die Tragblätter zeigen gewöhnlich eine leichte pupurne Einfärbung. Die meist rosavioletten Kronblätter sind glockenförmig verwachsen und 5 bis 7 mm lang; die Blütenkrone besteht aus einer dreiteiligen Unterlippe und einer aufrechten, ausgerandeten Oberlippe. Es sind nur vier Staubblätter vorhanden. Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Nüsschen sind braun.
Blütezeit: Juni bis September
Vorkommen / Verbreitung: Die ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatete Pflanze wird heute weltweit in warmen und gemäßigten Breiten angebaut und genutzt. Natürliche Vorkommen sind in fast ganz Europa vorhanden. Oregano bevorzugt warme Standorte auf kalkhaltigem Untergrund. Er besiedelt gerne trockene und lichte Wälder, wie Eichen- und Kiefernwälder oder Schneeheiden-Kiefernwälder. Gebüsche an Weg- und Waldrändern, sonnige Hänge und Hecken zählen ebenso wie Mager- und Trockenrasen zu seinen regelmäßigen Wuchsorten.
Sammeltipp: Pflanzenteile, die verwendet werden sind das blühende Kraut und die Blätter.
Inhaltsstoffe:
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe
  • ätherisches Öl (max. 4%) -> enthält Phenole, nämlich: Carvacrol und Thymol
Nachgesagte Wirkungen: Oregano kann dazu beitragen, die Verderblichkeit von Futtermitteln zu verlangsamen. Er wirkt antioxidativ und antimikrobiell und dadurch verhindert bzw. vermindert er die Bildung schädlicher Bakterien und Hefen. Oregano kann das übermäßige Wachstum von Protozoen (Einzeller) wie oben erwähnt hemmen und unterstützt daher auch den Kampf bei Pilzbefall und Darmparasiten im Körper. Er wird daher vor allem bei Magen-Darm-Beschwerden und erhöhten Parasitenbefall angewendet. Daher setzen viele Vogelhalter Oregano als natürliche Vorbeugung gegen Kokzidien ein.
Man sagt dem Oregano nach, dass bei längerer Einnahme die gesunde Darmflora mit Laktobazillen wieder aufgebaut wird.
Oregano kann auch bei wiederkehrenden Infektionen der oberen Atemwege dazu beitragen, die Beschwerden zu lindern.
Anwendungstipp / Praxistipp: Man kann Oregano beim Vogel einsetzen als
  • Ätherisches Öl
    • unter Futter mischen
  • Getrocknetes Kraut
    • unter Futter gemischen
  • Tee
    • Statt normalem Wasser gibt man Tee in das Trinkröhrchen.
  • Sprühanwendung
    • wie bei den Bachblüten
  • Tee-Inhalation
    • Man stellt kochenden Tee im Topf neben den Käfig und deckt das mit einem Handtuch ab, so dass der Vogel die Dämpfe einatmet.
Sonstige Bemerkungen: Das Wort Oregano kommt aus der griechischen Sprache. Es bedeutet Schmuck der Berge (Oros = Berg und Ganos = Schmuck, Glanz).
ACHTUNG: Plötzliche Futterumstellung kann, genauso wie das Füttern von zuviel Oregano zu Durchfall, Übelkeit und Kreislaufstörungen führen. Daher muß eine Futterumstellung in kleinen Schritten durchgeführt werden, und Oregano auch genau dosiert werden. Merke hierzu: „Die Dosis macht das Gift“.

Welche Präparate aus der Industrie sind sinnvoll für Vögel ?

Es gibt heute natürlich sehr viele Produkte, die auf einer Oregano-Basis bestehen, oder aber auch Oregano als Inhaltsstoff neben anderen beinhalten. Die Industrie hat Oregano für sich wieder „entdeckt“. Je nach Qualität sind diese Produkte sehr preisgünstig oder auch mitunter sehr teuer. Im Interesse der Tiere sollte man auf die Qualität achten.

Es kommt zudem immer darauf an, was ich mit einer Anwendung erreichen möchte. Präparate, wo man Oregano findet, gibt es meistens in Form von Pulver oder Öl. Hier wären die Präparate der Fa. Hilbia, die ich Ihnen vorstellen möchte:

Oregano-Öl
  • Die Mischung aus natürlichen Ölen wirkt positiv auf das gesamte Verdauungssystem. Futterverwertung und Gefieder werden optimiert.
  • Zusammensetzung: Soja-Öl, natürliches Oregano-Öl
  • Dosierung / Anwendung: 1 Teelöffel ( ca. 10ml) über 1Kg Futter geben
Hinweis:
  • Oregano-Öl sollte eine Woche vor der Zuchtvorbereitung eingesetzt werden.
  • Bei abgesetzten Tieren in der Mauserzeit empfielt sich die Verabreichung an zwei aufeinander folgenden Tagen in der Woche.
  • Während Streßsituationen sollte Oregano-Öl an 1- 2 Tagen zu Wochen-Anfang verabreicht werden.
Oregano-Pulver
  • Die Kräuter mit natürlichen ätherischen Ölen wirkt sich positiv auf das gesamte Verdauungssystem aus. Futterverwertung und das Gefieder werden optimiert.
  • Zusammensetzung: Oregano gemahlen
  • Dosierung / Anwendung: 1 kg. Futter mit 1 Tl Oregano-Öl anfeuchten, anschließend mit 1 Tl Oregano-Pulver untermischen.
Hinweis:
  • Oregano-Öl sollte eine Woche vor der Zuchtvorbereitung eingesetzt werden.
  • Bei abgesetzten Tieren in der Mauserzeit empfielt sich die Verabreichung an zwei aufeinander folgenden Tagen in der Woche.
  • Während Streßsituationen sollte Oregano-Öl an 1- 2 Tagen zu Wochen-Anfang verabreicht werden.
Es gibt eine Menge anderer Produkte auf dem Markt. Je weniger weiterer Zusatzstoffe, desto besser ist meistend das Produkt.

Heilpflanzenkuren ?


Statt der landläufig eingebürgerten „Antibiotikakuren“ ist es sinnvoller, wenn man sich als Züchter entscheiden würde, „Back to the Roots“ zu gehen. Wie wertvoll die Naturheilkunde ist, wussten bereits Ärzte und weise Frauen, die weit vor unserer Zeit gelebt haben. Dies sehen wir heute noch an den überlieferten Zitaten:

  • Nicht der Arzt heilt, sondern die Natur. Der Arzt kann nur ihr getreuer Helfer und Diener sein. Er wird von ihr, niemals aber die Natur vom ihm lernen. (Hippokrates)
  • Die Natur kreiert nichts ohne Bedeutung. (Aristotelis)
  • Erst das Wort, dann die Pflanze, zuletzt das Messer. (aus Italien)
  • Ich habe die tiefste Überzeugung, dass die Kräuter nicht nur Heilmittel, sondern auch ganz ausgezeichnete Nährmittel sind. Ein Blick auf das, was die Kräuter leisten, überzeugt uns ja davon. Freilich spreche ich nicht von allen Pflanzenarten. (Pfr. Kneipp)
  • Mit jedem Schritt und Tritt, welchen wir in der Natur machen, begegnen wir immer wieder neuen Pflanzen, die für uns höchst nützlich und heilbringend sind. (Pfr. Kneipp)
  • Gegen das, was man im Überfluss hat, wird man gleichgültig; daher kommt es, dass viele hundert Pflanzen und Kräuter für wertlose Unkräuter gehalten werden, anstatt dass man sie beachtet, bewundert und gebraucht. (Pfr. Kneipp)
Es gibt eine ganze Menge Möglichkeiten, wie man eine Heilkräuterkur für Vögel gestalten kann, wenn man sich mit Heilkräutern beschäftigt. Man sollte sich zunächst über das Ziel klar werden, und sich dann überlegen, was sinnvoll ist und was nicht.

Einige Tipps erfahren Sie in meinen Vorträgen und Seminaren.


© 2008, 2009, 2015, 2016 Nicole Müller